Von Haast Richtung Wanaka nehme ich den State Highway Nummer 6 – Haast Pass – Makarora Road. Hier irgendwo soll er liegen: der kleine Parkplatz, von wo aus die meisten zu den Fantail Falls gehen. Nicht so wir, wir wollen hoch hinaus, den Fluss überqueren und in einer Hütte übernachten – das erste Mal. Hoch zum Mount Brewster und in die Brewster Hut. Den verhältnismäßig kurzen Aufstieg hat uns ein Neuseeländer empfohlen. Und da war praktisch schon klar: das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen.
Parkplatz bis Haast River
Wanderschuhe und los – äh halt, was ist denn das? Achja der Haast River, da war ja was. Und wo geht es weiter? „Da hinten ist so ein oranger Pfeil.“ Stimmt, fast direkt gegenüber sehe ich am einem Baum den Pfeil und genau da muss man hin. Nach kurzer Suche nach einer trockenen Überquerung ist klar, da stand wohl nicht umsonst in der Broschüre: Fluss Überquerung.
Schuhe aus und durch! Wir hatten wohlgemerkt Winteranfang, deshalb hat es dann doch kurz Überwindung gekostet mit nackten Füßen, 12 Kilo auf dem Rücken und Schuhen in der Hand in den Fluss zu steigen. Schnell durchlaufen? Fehlanzeige, das Flussbett besteht aus mehr oder weniger spitzen Steinen und man ist voll bepackt mit Sachen, die alle trocken ankommen sollen. Also schön langsam durch das etwa 1° C kalte Wasser. Der Kopf schreit: „Was zur Hölle machst du da, raus aus dem Wasser!“ Aber du gehst weiter, weil du dich von so ein bisschen kaltem Wasser ja wohl nicht unterkriegen lässt.
Auf der anderen Seite werden die roten Füße abgetrocknet und als wäre nichts gewesen schlüpfe ich in die Wanderschuhe zurück. Hoch in den Wald, der etwa 1,40 Meter über dem Boden beginnt. Ich hieve meinen Rucksack nach oben und klettere nach.
Haast River bis Baumgrenze
Und dann geht es erst richtig los: Über unzählige Wurzeln und den Waldboden bahnen wir uns den Weg nach oben. Und der Weg ist steil. An vielen Stellen benötigt man zum hochdrücken beide Hände und Stufen oder ein befestigter Weg, wie man es vielleicht von anderen Wanderungen in Neuseeland kennt, sucht man hier vergebens.
Dein einziger Freund sind orange Pfeile, die die Wegrichtung anzeigen. Der Weg ist grob eingetrampelt, verschmilzt jedoch auch öfter mal mit der Waldlandschaft. Nach etwa einer Stunde glaubt man fast am Ende zu sein, denn es wird etwas flacher. Immer mal wieder kommen flache Abschnitte für etwa 5 Minuten, nur um dann einem noch steileren Abhang entgegenzulaufen.
Und im Wald, sieht man eben auch nur das eine: den Wald. Nach 2 Stunden folgt die Entschädigung: das Ende der Baumgrenze und eine atemberaubende Sicht ins Tal und auf die Berge. Die Brewster Hut ist zwar noch nicht zu sehen, aber nicht mehr weit entfernt.
Baumgrenze bis Brewster Hut
Ein schmaler Pfad bahnt sich durch hüfthohes Gras, der Boden ist teilweise gefroren. Es offenbart sich ein schmaler Grat, der direkt auf das Plateau führt, auf dem die Brewster Hut liegt. Rechts und links ein steiler Abhang, zerklüftete Landschaft und schneebedeckte Berge. Der zweistündige „Waldhorror“ ist vergessen.
Und dann nach genau 3 Stunden stehen wir vor der roten Hütte, die für die Nacht unser Lager sein wird. Wie immer abseits die Toilette und eine kleine Vorratshütte für den Ranger in der Hauptsaison.
Brewster Hut
In dieser „Serviced Hut“ findest du 12 Betten mit Matratzen – tja und das war es dann auch. Keine Heizung, kein Licht, und auch sonst eben nichts, was nicht zwingend zum Überleben gebraucht wird. Und Wasser? Ja draußen gibt es einen Regenwassertank, aber verlasse dich nicht darauf, gerade im Winter friert dieser gerne mal über Nacht ein. Vergiss also gerade in der Nebensaison nie deinen Gaskocher und Kerzen.
Und was braucht man sonst noch?
Das haben wir uns vor der ersten Hüttentour auch gefragt und nach 3 Hüttennächten habe ich diese übersichtliche Packliste erstellt, damit alles im Rucksack landet, was du auch wirklich brauchst:
Meine Packliste für die perfekte Hüttentour
Was kostet die Nacht in der Hütte?
Bei der Brewster Hut handelt es sich um eine Hütte, in der keine „Backcountry“ Pässe oder Hüttenpässe genutzt werden können. Das heißt vor der Übernachtung musst du zum DOC Visitorcenter und dort bezahlen. Für einen Erwachsenen sind das $15 und für Kinder $7.50. Die erhaltene Quittung wird dann oben einfach in ein kleines Kästchen geworfen. Fertig!
Die Übernachtung
… war kalt. Kein Wunder im Winter natürlich. Allerdings hatten wir auch keine Isomatten oder ähnliches, die sehr viel Wärme durch die Isolation zum Untergrund bringen. Unser Fehler, aus dem wir gelernt haben. Matratzen sind zwar vorhanden, diese sind aber mit einen Kunststoff überzogen und kühlen nachts in der ohnehin schlecht isolierten Hütte sehr schnell aus. Und die Kälte zieht auch beim dicksten Schlafsack durch und kühlt den kompletten Rücken aus. Warum? Ein Schlafsack lebt von den Lufträumen zwischen den Daunen. Und die sind beim Schlafen auf dem Rücken eben genau da platt und können kaum Wärme speichern. Also an eine Unterlage denken (siehe Packliste oben).
Der nächste Morgen
… ist alle Strapazen wert! Es ist kalt und ungemütlich und kostet Überwindung und das natürlich nicht nur in dieser Berghütte, sondern immer, wenn man hoch oben vor Sonnenaufgang aufsteht und raus geht. Der Boden war gefroren, aber die aufgehende Sonne entschädigt in den Bergen einfach alles.
Der Rückweg
Ein wenig schneller als nach oben geht es, die Betonung auf wenig. Denn das steile Waldstück ist nicht ohne und geht auf die Knie und Beine generell. Oftmals mussten wir uns umdrehen und über besonders rutschige Wurzeln an steilen Hängen rückwärts gehen. Auch oberhalb des Waldes ist alles gefroren.
Aber wer gut aufpasst und langsam geht, der schafft auch den Abstieg gut und steht nach etwa 3 Stunden wieder vor dem Haast River. Schon wieder vergessen? Ja wir eigentlich auch. Ich war so durchgefroren, dass ich mit Schuhen so schnell es eben ging durchgerannt bin. Im Nachhinein hätte ich sie doch lieber ausgezogen, denn kalt war es trotzdem. Hier noch eine wichtige Info: Bei starkem Regen oder Schnee kann eine Flussüberquerung nahezu unmöglich werden. Daher unbedingt beim Kartenkauf nach dem Wetter fragen und bei Regen, besser an einem anderen Tag gehen.
Wer noch mehr Infos möchte, hier wie immer der Link zu der DOC Seite und der DOC Broschüre!
Aber jetzt: Viel Spaß mit dem Video zur Brewster Hut mit Wanderung
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