Welches Basisfahrzeug passt zu mir?

Ich werde häufig gefragt, welches Fahrzeug sich am besten als Camper eignet. Dabei zielt die Frage meist auf die Größe, nicht auf das Fabrikat ab. Eine Frage, die sich aber oft gar nicht so pauschal beantworten lässt. Bei der Auswahl des richtigen Basisfahrzeugs spielen viele Faktoren eine Rolle. Ich möchte dir mit diesem Beitrag eine kleine Hilfestellung geben, damit du das perfekte Basisfahrzeug für dein Campingerlebnis findest. Ausnahmen bestätigen die Regel, einige Punkte in diesem Leitfaden können auf dich zutreffen, müssen es aber nicht. Ich kann dir die Kaufentscheidung trotz langjähriger Vanlife Erfahrung nicht abnehmen. Am Ende entscheidest ganz alleine du welche Basis du für deinen Traumcamper wählst.

Fahrzeuggrößen beim Camper

Bei Kastenwagen spricht und liest man oft von Größenangaben wie L2H2. Aber was steckt eigentlich dahinter? Das L steht für die Gesamtlänge des Fahrzeugs, H entsprechend für die Gesamthöhe. Je höher die Zahl hinter dem Kürzel, desto länger bzw. höher ist das Basisfahrzeug. Je nach Hersteller beziehen sich die Angaben aber auf unterschiedliche Längen und Höhen. Da lohnt es sich näher hinzuschauen. In den meisten Fällen handelt es sich bei einem Kastenwagen mit der Größenangabe L2H2, um einen Camper mit knapp unter sechs Metern Länge mit einer Höhe von ca. 2,50 m.

Warum ist die Größe des Fahrzeugs für Camper wichtig? Dein Fahrzeug sollte so groß wie nötig und so klein wie möglich sein. Ein kleineres Fahrzeug ist wendiger, du kannst entspannter parken und enge Innenstädte erkunden. Bei der Umstellung vom PKW auf einen Kastenwagen kann ein kürzeres Fahrzeug durchaus hilfreich sein. Mit einem kleineren Fahrzeug bist du unter Umständen auch schneller unterwegs. Auch die Höhe kann eine Rolle spielen: Straßen oder Parkplätze sind unter Umständen mit einer Höhenbegrenzung ausgestattet.

Kostenfaktor

Schauen wir mal auf die Kosten: Größere Fahrzeuge kosten mehr. Nicht nur in der Anschaffung, sondern auch bei Fährfahrten oder auf dem Campingplatz kann es teurer werden. In der Regel ist der Spritverbrauch ebenfalls höher als bei kleineren Basisfahrzeugen. In ein längeres und höheres Basisfahrzeug passt nicht nur mehr Ausstattung rein. Du wirst auch beim Ausbau höhere Kosten haben, denn es will mehr Fläche gedämmt, verkleidet und mit Stauraum versehen werden.

Zu guter Letzt solltest du den Blick auf das Fahrzeuggewicht nicht vergessen. So kann die Fahrzeugwahl z.B. bereits durch deinen Führerschein auf 3,5 t begrenzt sein. Entsprechend kommt ein superlanges und -hohes Basisfahrzeug eher nicht für dich in Frage. Denn in ein großes Fahrzeug passt auch mehr Ausstattung rein, die einige Kilos mit sich bringt. Die Fahrzeuggröße hat also direkte Auswirkungen auf das Fahrverhalten, das Gewicht und die Anschaffungs-, sowie Folgekosten.

Wenn du die oben stehenden Faktoren bereits durchgegangen bist, hast du die in Frage kommenden Basisfahrzeuge schon etwas eingegrenzt. Du wirst feststellen, dass die folgenden Faktoren oft ineinander greifen und gar nicht strikt voneinander getrennt betrachtet werden können. Ich habe daher versucht immer wieder Punkte zu verknüpfen und von wichtig nach eher unwichtig zu ordnen.

Das richtige Basisfahrzeug – diese Faktoren helfen bei der Entscheidung

1. Anzahl der Mitreisenden Personen

Grob gesagt: je mehr Personen mitreisen und im zukünftigen Camper wohnen und schlafen sollen, desto größer wird dein Basisfahrzeug ausfallen. Ab der dritten Person werden meist weitere Sitze für die Fahrt, evtl. ein zusätzliches Bett und auch mehr Stauraum benötigt. Dein Kastenwagen sollte dann ggf. größer sein.

2. Größe der Reisenden

Richte dich bei der Fahrzeugwahl nach der größten Person. Diese sollte, falls gewünscht, stehen können und natürlich auch ins Bett passen. Je größer du und deine Mitreisenden sind, desto größer kann auch das Fahrzeug ausfallen.

3. Stehhöhe

Die Stehhöhe hängt natürlich unmittelbar mit der Größe der Reisenden zusammen. Du solltest dir die Frage stellen, ob Stehhöhe für dich notwendig ist und du darauf Wert legst, dass diese gegeben ist. Wenn dem so ist, muss sich die Fahrzeughöhe diesem Wunsch anpassen. Achte dabei darauf, dass du bei der letzendlichen Innenraumhöhe vom nackten Kastenwagen noch die Decken- und Bodenverkleidung abziehen musst.

Welche Vorteile hat Stehhöhe im Campervan? Gerade wenn du dich viel im Camper aufhältst, gerne mal länger und ausgefallener kochst oder längerfristig im Van lebst, ist es angenehmer aufrecht stehen zu können. Das geht nicht so auf den Rücken und du fühlst dich weniger beengt und eingeschränkt. Umgekehrt gibt es ebenso viele, denen es nicht so wichtig ist, sich im Camper aufrecht zu bewegen. Wenn du z.B. viel Zeit draußen verbringst und gar nicht drinnen kochst, weil du nur in warmen Gebieten unterwegs bist.

4. Gewünschte Ausstattung

Je umfangreicher die Ausstattung, desto größer wird dein Basisfahrzeug sein müssen, damit alles reinpasst. Du möchtest eine Nasszelle, eine große Küche, eine Sitzecke und ein zwei Meter langes Bett? Dann wird dein Fahrzeug entsprechend länger ausfallen. Du möchtest eher ein Querbett, eine kleine Küchenzeile und drehbare Sitze? Dann kannst du auf ein kürzeres Fahrzeug zurückgreifen.

5. Reiseziele

Du bist vorwiegend in warmen Gebieten unterwegs? Dann kommt für dich womöglich ein kleineres Fahrzeug in Frage. Winter oder Ganzjahres bzw. Vollzeit Camper brauchen mehr Stauraum, denn eine dicke Winterjacke und Stiefel nehmen gerne mal viel Platz ein. Der Einbau einer Standheizung ist für die kalten Jahreszeiten quasi ein Muss und benötigt ebenso Platz. In der dunklen Jahreszeit brennt auch öfter das Licht, was den Stromverbrauch und somit Bedarf erhöht. Und wer mehr Zeit im Fahrzeug verbringt, sollte auch über eine größere Batterie und eine geräumige Sitzecke und Küche nachdenken.

6. Dauer der Reise

Wenn du mit deinem Camper eher an Wochenenden oder für kürzere Urlaube von 1 – 2 Wochen unterwegs bist, reicht dir womöglich ein kleineres Fahrzeug. Für Langzeitreisen oder Vollzeitreisende kann ein größeres Fahrzeug nützlich sein. Denn du musst für mehrere Jahreszeiten und Freizeit sowie Arbeit packen. Ein Laptop, professionelles Kamera Equipment und mehr Kleidung können beim Stauraum ins Gewicht fallen. Bei Langzeitreisen kann auch die Ausstattung umfangreicher sein. Zum Beispiel wenn du dir eine Nasszelle, warmes Wasser und ein größeres Elektronikpaket wünschst.

7. Aktivitäten & Ausrüstung

Neben der Reisedauer sind auch die Art des Reisens und vor allem deine geplanten Aktivitäten ein wichtiger Faktor für die Campergröße. Für viele Camper ist es undenkbar ohne ihr (E-)Bike, das Surfboard oder die Skiausrüstung unterwegs zu sein. Damit das alles auch problemlos Platz im Kastenwagen findet, solltest du eher über ein größeres Basisfahrzeug nachdenken. Je nach Aktivität macht es in Punkto Ausstattung auch Sinn über eine Steckdose in der Heckgarage nachzudenken oder einen Trockenraum für Skikleidung mit einzuplanen. Du lässt dich beim Reisen eher von Ort zu Ort treiben, bist zu Fuß unterwegs, wanderst gerne und hältst dich im Freien auf? Dann kommt für dich auch ein kleineres Fahrzeug in Frage, denn deine Wanderschuhe sind auch hier gut aufgehoben. Erstelle am besten eine Liste mit der von dir benötigen Ausrüstung für Freizeitaktivitäten.

Nachmessen empfohlen: Passt dein Surfboard in die geplante Heckgarage oder vielleicht sogar aufs Dach?

8. Art des Reisens & Autark Reisen

Abseits von Campingplätzen im Einklang mit der Natur stehen, das so genannte Freistehen ist bei Campern im Trend. Ganz ohne Stromanschluss, Sanitäreinrichtungen, Wasser und alle anderen Einrichtungen, die ein Campingplatz so mit sich bringt. Wenn du 100% autark stehen möchtest oder zumindest auch mal zwischendurch, empfiehlt es sich in dieser Hinsicht auch an Ausstattung aufzurüsten. Solarpanele aufs Dach, eine solide Stromversorgung mit hoher Akkukapazität, große Wassertanks, einen Wechselrichter und Ladebooster. Das alles sind Stichworte wenn es ums autarke Campingerlebnis geht. Die gesamte Ausstattung benötigt Platz im Fahrzeug und ggf. auf dem Dach, smoit ist ein größeres Basisfahrzeug tendenziell die bessere Wahl.

Du planst auch abseits befestigter Straßen unterwegs zu sein? Dann solltest du bei der Wahl deines Basisfahrzeugs besonders auf die Geländetauglichkeit achten. Ein Fahrzeug mit Allradantrieb, höhergelegtem Fahrwerk und robuster Bauweise ist für Offroad-Abenteuer ideal. Große Reifen mit entsprechender Bodenhaftung, Unterbodenschutz und gegebenenfalls Differentialsperren sind weitere wichtige Merkmale, wenn du schwieriges Gelände sicher bewältigen möchtest. Beachte jedoch, dass Offroad-taugliche Fahrzeuge meist schwerer sind und dadurch weniger Zuladung für den Innenausbau bieten können. Zudem steigen Anschaffungs- und Wartungskosten, wenn du ein Fahrzeug für härtere Einsätze auswählst.

Für autarke Offroad-Reisen solltest du außerdem ausreichend Stauraum für zusätzliche Treibstoff- und Wasservorräte einplanen, da du in abgelegenen Regionen nicht immer Zugang zu Versorgungsmöglichkeiten hast. Ein größerer Camper ist hier oft von Vorteil, kann aber in engen oder schwierigen Passagen zum Nachteil werden. Wenn du also vorwiegend Offroad reisen möchtest, solltest du die Fahrzeuggröße sorgfältig an dein Reiseverhalten anpassen.

9. Fahrzeugalter, Baujahr, Emissionsklasse und Kilometerstand

Das Alter, Baujahr und der Kilometerstand eines Fahrzeugs sind wichtige Faktoren bei der Camperwahl. Ältere Modelle können auf den ersten Blick günstiger sein, bergen jedoch potenzielle Nachteile. Neben höheren Wartungs- und Reparaturkosten haben sie oft schlechtere Emissionsklassen, was in manchen Städten und Regionen zu Reisebeschränkungen führen kann. In Deutschland und vielen europäischen Ländern benötigen Fahrzeuge eine Umweltplakette (Grün, Gelb, oder Rot), um in Umweltzonen einfahren zu dürfen. Die grüne Plakette ist dabei meist Voraussetzung. Camper mit einer niedrigeren Emissionsklasse (Euro 3 oder schlechter) dürfen Umweltzonen oft nicht befahren, was besonders in urbanen Gebieten problematisch sein kann.

Auch der Kilometerstand spielt eine entscheidende Rolle: Fahrzeuge mit hoher Laufleistung weisen oft einen erhöhten Verschleiß auf, was sich auf die Zuverlässigkeit und die Wartungskosten auswirken kann. Besonders bei Motor, Getriebe und Fahrwerk ist Vorsicht geboten, da größere Reparaturen schnell ins Geld gehen. Ein gepflegtes Fahrzeug mit einer detaillierten Servicehistorie und einem moderaten Kilometerstand kann die bessere Wahl sein – selbst wenn der Anschaffungspreis etwas höher liegt.

Ein weiterer Punkt ist der Spritverbrauch: Ältere Fahrzeuge sind in der Regel weniger effizient und verbrauchen mehr Kraftstoff, was auf langen Reisen die Kosten in die Höhe treiben kann. Moderne Fahrzeuge mit Euro 6 oder besser sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern profitieren auch von Steuervergünstigungen und niedrigeren Mautgebühren in einigen Ländern.

Ein jüngeres Fahrzeug mit einer guten Emissionsklasse und moderater Laufleistung zahlt sich langfristig aus – sowohl für die Umwelt als auch für deinen Geldbeutel.

Weitere Tipps rund um den Campervan und das Leben im Fahrzeug findest du in diesen beiden Beiträgen: 30 Vanlife Tipps für Campingeinsteiger bis Reiseexperte und Vollzeit Vanlife Pro & Contra Argumente.

Julia Unkrig

Julia Unkrig

Hi, ich bin Julia Unkrig, 31 Jahre alt und habe mich Ende 2016 entschieden, meinen sicheren Job an den Nagel zu hängen und mich selbstständig zu machen. Seitdem hat sich mein Leben und meine Einstellung dazu um 180° gedreht! Als Designerin kann ich meinen Job von überall auf der Welt ausführen und darüber bin ich unendlich dankbar. Im Januar 2017 habe ich meine Reise mit Neuseeland und Australien begonnen und reise nun im eigenen Van durch Europa!

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