Lindesnes fyr - Norwegens südlichster Punkt | © Boardshortslife

Südnorwegen – im Land der Fjorde & Berge

Lange haben wir darauf hingearbeitet, jetzt wieder für mehrere Wochen im Van in Norwegen unterwegs zu sein. Anders als bei unserer letzten Reise rollen wir das Feld dieses Mal von Süden auf. Vom südlichsten Punkt Norwegens, dem Lindesnes fyr, geht es auf große Fahrt nach Senja im Norden Norwegens. Ich nehme euch heute gedanklich mit auf die erste Etappe und berichte euch von meinen ersten Eindrücken.

Von Hirtshals nach Lindesnes fyr

Am Kassenhäuschen gebe ich die Tickets mit den zwei Ausweisen ab, werde mit einem Nicken auf eine der von A bis J nummerierten Bahnen verwiesen, nehme die Dokumente entgegen und trete aufs Gas. Wir reihen uns hinter grau bunten Kastenwagen auf Bahn H ein und sehen ungeduldigen Menschen zu, die sich vor der Fährüberfahrt noch die Beine vertreten oder hinterm Steuer klemmen und den Motor gar nicht ausmachen wollen – könnte ja bald losgehen.

Es ist zehn vor fünf, knapp vor Boardingzeit haben wir es in die Schlange geschafft, um jetzt bis kurz vor sechs darauf zu warten endlich auf die Fähre zu fahren. Unter Deck riecht es nach Diesel und schon beim Aufstieg über die drei Parketagen schwankt die Fähre bedrohlich hin und her. Wir sitzen auf einem der letzten Fensterplätze, mir ist schon schlecht. In einem kläglichen Versuch nicht seekrank zu werden massiere ich mein Ohrläppchen (alter Seemanns Trick) und frage mich, warum ich überhaupt etwas zum Abendessen eingepackt habe.
Zweieinhalb Stunden und ruhiges Gewässer sieht der Kapitän für die Überfahrt vor und begrüßt uns an Bord. Ich gucke stur gen Horizont und versuche mich abzulenken. Nach etwa einer Stunde Fahrt geht es mir deutlich besser, das Wasser ist tatsächlich ruhiger geworden und ich bekomme ein paar Bissen Brot runter.

Angekommen in Norwegen

Kaum von der Fähre gefahren winkt uns ein irritierter Zollbeamter zur Kontrolle am Hafen. Denn auf seine Frage, wo es denn hin gehe, finden wir so schnell keine Antwort. Weil es doch überall und nirgendwo hingeht. Eben an keinen bestimmten Ort, sondern die ganze Küste entlang hoch in den Norden nach Senja. Die Namen der kleinen Städte die dazwischen liegen, sind bei seiner Frage wie weggepustet und weil wir ebenso irritiert gucken wie er, will er uns so schnell nicht passieren lassen. Was solls, denke ich, wir haben ja nichts zu verstecken.

Nachdem wir ausgestiegen und vom Hund beschnüffelt wurden, erkläre ich dem älterem Zollbeamten, was wir machen, wo wir hinreisen und dass das Auto unser Zuhause ist. Sofort wollen die anderen Beamten das selbstausgebaute Innere sehen, denn nachdem der Hund uns freigegeben hat, sind alle Zweifel ausgeräumt. Zwei Deutsche, die ihren Traum leben in einem liebevoll ausgebauten Van – wir dürfen weiterfahren.

Bis zum nächsten Morgen soll eine Raststätte an einem kleinen See unser Nachtlager sein. Die Südküste Norwegens begrüßt uns mit Regen. Wir schlafen erst einmal aus, genießen ein langes Frühstück und den ersten Kaffee. Da es abends besser werden soll, ist unser erstes Ziel für den Sonnenuntergang der südlichste Punkt des Festlandes Lindesnes fyr.

Die nassen Straßen sind von zerklüfteten Felsen umsäumt, die teilweise von dichtem Wald und Büschen bewachsen sind. Fjorde lauern mit ihrem dunklen und unruhigen Wasser hinter fast jeder Kurve und ich fühle mich beim Auf und Ab der kurvigen Straßen, wie auf einer Achterbahn. Meine Augen suchen nach einem Punkt zur Orientierung, finden aber nach jeder Talfahrt die immer gleichen roten Holzhäuser am Rande eines Fjords vor. Die meisten Norweger haben hier ihren Rasen frisch gemäht, nur hier und da entdecke ich einen Rasenmähroboter, der scheinbar verspätet seine Runde dreht. Die perfekte Idylle, die an diesem Mittag im Regen versinkt.

Weg zum Lindesnes fyr

Lindesnes fyr

Der Lindesnes Leuchtturm hat es mir angetan, vielleicht auch, weil das Wetter so grandios war und der warme Wind einfach Laune gemacht hat. Der süße weiß-rote Turm war der erste Leuchtturm Norwegens. 1656 wurde das erste Mal sein Licht entzündet. Er markiert den südlichsten Punkt Norwegens Festland. Eine weitere Besonderheit: Nur hier sind die zwei einzigen Leuchtturmwärter Norwegens angestellt.

Schließlich mündet die Straße an einem teilweise asphaltierten Parkplatz. Nur die Spitze des Leuchtturms ist von hier zu erhaschen, der Rest verbirgt sich hinter Felsen. Neben dem kleineren Besucherparkplatz befindet sich ein Platz für Wohnmobile, die hier auch nachts gegen eine kleine Gebühr stehen können.

Vor dem Lindesnes Fyr

Zwischen den beiden großen Felsen führt ein Weg zur Schranke am Museum. In der Vor- und Nachsaison ist es von 10 – 17 Uhr geöffnet. Für diese Zeit benötigt man Eintrittskarten, um das Gelände zu betreten. Gegenüber ist ein kleiner Souvenir-Shop mit Café. Ich empfehle den Leuchtturm nach den Öffnungszeiten des Museums zu besuchen. Der Besuch ist dann kostenlos und es ist auch viel weniger los. Das Licht ist zu Sonnenauf- und -untergang zudem am schönsten.

Fernglas beim Lindesnes fyr

Über ein paar Stufen gelangt man zum Plateau auf dem der Leuchtturm steht. Man kann sich auf den Gemäuerüberresten niederlassen oder einen Blick auf die Küste durch ein Fernglas werfen. Der Leuchtturm darf natürlich auch bewundert werden. Mit seinem leuchtenden rot, ist er ein echter Hingucker und ein tolles Fotomotiv. Abends hat man einen tollen Blick über die umliegende Landschaft. Nachts kann man bewundern wie der Leuchtturm angeht und das Meer erleuchtet.

Hier findest du noch weitere Infos rund um den Lindesnes Leuchtturm.

Julia Unkrig

Julia Unkrig

Hi, ich bin Julia Unkrig, 30 Jahre alt und habe mich Ende 2016 entschieden, meinen sicheren Job an den Nagel zu hängen und mich selbstständig zu machen. Seitdem hat sich mein Leben und meine Einstellung dazu um 180° gedreht! Als Designerin kann ich meinen Job von überall auf der Welt ausführen und darüber bin ich unendlich dankbar. Im Januar 2017 habe ich meine Reise mit Neuseeland und Australien begonnen und reise nun im eigenen Van durch Europa!

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